Liebe ist Arbeit

Liebe ist auch Arbeit
Die Qualität der Kommunikation prägt die Qualität einer Beziehung. Kommunikation beinhaltet auch Nonverbales, insbesondere Nähe und Distanz, Zuwendung, Berührung, die Dauer des Blickkontaktes. Auch Geschenke mit zu bringen und auch die gemeinsame Sexualität zählen zur Kommunikation. Liebes¬-Beziehungen erfüllen ein tiefes Grundbedürfnis und unsere vielleicht tiefste Sehnsucht.
Bestärkende Kommunikation schafft Verbundenheit: Von klein auf, bis ins hohe Alter haben wir ein tiefes Bedürfnis danach, wohltuend und liebevoll angesprochen zu werden. Wir fühlen uns wohl, wenn der Großteil (also etwa 80 %) aller Worte in einer Beziehung freundlich, unterstützend und bestärkend wirkt. Unter Verliebten ist liebevolle Kommunikation selbstverständlich und gerade diese geht vielen Paaren verloren.
Aushandeln und Abstimmen von Interessen ermöglicht Gemeinsames: Das Gespräch über Wünsche aneinander ist oft eine besondere Herausforderung. Wir können üben, uns auch über die Wünsche auszutauschen, die in der Beziehung offenbleiben. Es geht darum, dass dies ohne Vorwürfe gelingt und gehört wird, ohne dass sich jemand verpflichtet oder schuldig fühlt.
Beziehungen berühren tiefe Widersprüche: Wir empfinden einerseits das Bedürfnis aufeinander zuzugehen, eins zu werden und andererseits auch das Bedürfnis, uns abzugrenzen, vielleicht auch, uns zu verschließen. Auch Ängste können widersprüchlich sein: einerseits die Angst, Liebe zu verlieren, andererseits die Angst, die Eigenständigkeit, vielleicht sogar die Identität zu verlieren. In Paarbeziehungen werden wir immer wieder unterschiedlich viel Gemeinschaft und Intimität suchen, uns manchmal zurückgewiesen oder allein gelassen fühlen. Beziehungen gelingen im Aushandeln des Gemeinsamen. Dieses Abstimmen kann auch ohne Worte und ohne bewusstes Überlegen gelingen. Wie von selbst finden manche Paare einen passenden Rhythmus für Nähe und Distanz, während andere immer wieder daran „arbeiten“ werden.
Wir gewinnen Tiefe, indem wir existenzielle Gefühle mitteilen: Eine besondere seelische Nähe kann entstehen, wenn wir miteinander offen über Ängste reden, etwa über die Angst vor dem Tod, oder über Angst vor Einsamkeit. Auch ein wertschätzendes Gespräch über Ärger und Enttäuschungen in der Beziehung kann die Beziehung stärken. Hilfreich kann dabei ein ritualisierter Dialog mit aktivem Zuhören oder auch Unterstützung durch professionelle Begleitung sein. Ziel dieser Übung ist, einander Verständnis und Einfühlung zu schenken, auch dann, wenn wir anderer Meinung sind. So können wir üben, in Ruhe über einen Streit zu reden.
Wenn wir auf eine Irritation auffallend heftig reagieren, ist dies wahrscheinlich ein Ausdruck für eine frühe Verletzung. Enttäuschungen in der Beziehung berühren oft unsere unrealistische kindliche Sehnsucht, von der geliebten Person alles zu bekommen. Das Erzählen über Schweres oder über den Mangel in der eigenen Kindheit kann entlastend wirken.
Achtsamkeit schenken hilft uns, Unterschiede zu bejahen: Durch ehrliche Anerkennung für Kleinigkeiten („positive Resonanz“) schenken wir einander Achtsamkeit, auch in der Routine des Alltags. Wenn wir Anerkennung auch für scheinbare Selbstverständlichkeiten annehmen, können wir viel eher Unterschiede anerkennen. Aus eigener innerer Sicherheit können wir einander auch die besondere Freiheit schenken, nach unterschiedlichen Wertvorstellungen zu leben.
Liebesbeziehungen brauchen ausreichende Selbstfürsorge: Innige Beziehungen lösen Empfindungen und Impulse aus, die wir schon als Kleinkind hatten. So kann es sein, dass wir in einer Liebesbeziehung leichter kränkbar, verletzlich, trotziger oder zorniger sind als in anderen Beziehungen. Diese Impulse fordern uns heraus, für uns selbst zu sorgen, liebevoll und freundlich mit der eigenen Bedürftigkeit umzugehen und Möglichkeiten zu finden, uns auch außerhalb der Liebesbeziehung zu nähren.
Beziehungen brauchen Pflege, Zeit, Energie und Lernbereitschaft:
Indem wir uns immer wieder neu füreinander entscheiden, beschenken wir einander. Wir lernen das Miteinander-Leben. Wenn wir darauf vertrauen, dass die Beziehung wachsen kann, kann der Einsatz für das Gemeinsame auch leicht und humorvoll sein. Gerade der gemeinsame Humor bereichert das Beisammensein.
Eine Liebesbeziehung braucht Arbeit, Arbeit an sich selbst
Doch Arbeit allein genügt nicht, das, was uns glücklich macht, verbunden fühlen lässt, uns übereinander freuen lässt, ist mehr als das, woran wir arbeiten können. Es ist beides: Arbeit und Geschenk.
Aus: Paul Lahninger: das Stückwerk der Liebe, Salzburg 2014
Mit Gedanken von Hans Jellouschek: Liebe auf Dauer, 2011;
Wolfgang Schmidbauer: das Coaching der Liebe, 2013;
Alain de Botton: Der Lauf der Liebe, 2016
Bücher, Coaching, Seminare, Workshops für Persönlichkeitsentwicklung, Teamentwicklung, Beratungskompetenz, Konfliktlösung, Motivation.