Schwerpunkte
des Therapeutischen Tanzes
Schon seit Urzeiten erlebten Menschen das Tanzen als Ausdrucksmittel und Form der Kommunikation. Der Tanz diente der Angstbewältigung und Bewältigung von Krisen und Krankheiten. Gleichzeitig wurden auch alle freudvollen Anlässe, wie Geburt, Hochzeit, Erntezeit etc. im Tanz gefeiert und gestaltet.
Tanztherapie ist eine körpertherapeutische Methode, die in den vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts in den USA entstanden ist. Sie entwickelte sich dort unter dem Einfluss von Tänzerinnen, die zum großen Teil in Europa bei Mary Wigman studiert hatten. Trudi Schoop, Liljan Espenak und Mary Whitehouse, Tänzerinnen in der Tradition des deutschen Ausdruckstanzes, begannen zeitgleich mit Marian Chace, einer Vertreterin des amerikanischen modernen Tanzes, die heilsamen Aspekte des Tanzes in Kliniken und in freien Praxen zu erproben. Die Tanztherapie nutzt das künstlerische Medium Tanz und dessen Grundlagen, die Bewegung und Bewegungssymbolik, um die psychophysische Integration des Individuums zu fördern. In der Tanztherapie spielen das Leiberleben und der leibliche Ausdruck eine fundamentale Rolle. Der schöpferische Ausdruck des Menschen wurzelt in sinnlich-leiblichen Eindrücken, denn über die Sinne wird seine Welt nicht nur sinnlich wahrgenommen, sondern auch als sinnhaft und sinnvoll erlebt und erfahren.
Die tanztherapeutischen Ansätze, die sich seit den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts in Deutschland entwickelten, verbinden das psychologisch-psychotherapeutische Wissen (u.a. von S. Freud, C. G. Jung, F. Perls) mit dem Wissen um die heilsamen Funktionen von Tanz.
Der Lehrgang Therapeutischer Tanz vermittelt tanztherapeutische Grundlagen der Integrativen Tanztherapie und der systemischen Tanztherapie. Während die Fachseminare vor allem dem Ansatz der Systemischen Tanztherapie folgen, werden in der laufenden Selbsterfahrungsgruppe Integrative Tanz- und Bewegungstherapie und Systemische Tanztherapie vernetzt.
Die Integrative Tanztherapie ist eine phänomenologisch-hermeneutisch und tiefenpsychologisch fundierte und klinisch ausgerichtete Psychotherapie. In der therapeutischen Arbeit geht es um eine spezifische Verbindung von Sprache und Tanz, von tänzerischer Erforschung und Verarbeitung psychischer Themen und verbaler Integration, die sich an den Möglichkeiten und Bedürfnissen der Klientinnen und Klienten, bzw. Gruppen ausrichtet.
In der Systemischen Tanztherapie stehen die Einflüsse des gesellschaftlichen Umfeldes auf den Einzelnen im Fokus. Von der Art und Weise der Interpretation und Verarbeitung dieser äußeren Einflüsse durch das Individuum hängt ab, ob es zu einer Einschränkung oder Erweiterung des individuellen Handlungsrepertoires kommt.
Die Tanztherapie wird bereits in den Bereichen Prävention und Rehabilitation, in Heimen, psychosomatischen und psychiatrischen Kliniken und freien Praxen erfolgreich eingesetzt. Tanztherapeutinnen arbeiten u. a. mit Kindern, Erwachsenen, alten Menschen, Behinderten und neurotischen und psychisch Erkrankten.